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Ein Kind streckt seiner Mutter die Zunge raus

Mythen und Wahrheiten rund um die bindungsorientierte Erziehung

Lesezeit: 5 Minuten

Erziehungsmethoden haben sich über die Jahre stark weiterentwickelt, und mit neuen Ansätzen kommen auch neue Missverständnisse und Vorurteile. Ein Ansatz, der an Popularität gewonnen hat aber auch mit zahlreichen Vorurteilen behaftet ist, ist die bindungsorientierte Erziehung. Heute möchte ich die gängigsten Vorurteile beleuchten und erläutern, was wirklich dahintersteckt.

Vorurteil 1: Kinder ohne Grenzen und Regeln

Ein häufiges Missverständnis ist die Annahme, dass Kinder, die bindungsorientiert erzogen werden, keine Grenzen und Regeln kennenlernen. Dieses Vorurteil rührt womöglich von extrem laxen Erziehungsstilen her, wie sie vielleicht in den 70er-Jahren populär waren. Damals geprägt vom sehr autoritären und gewaltsamen Erziehungsstil der Kriegsgeneration, hat sich die Elternschaft der laissez-fairen Erziehung auf die Fahne geschrieben: Es gibt keine Grenzen oder Beschränkungen. Die immer noch präsente Vorstellung von Kindern, die sich alle Freiheiten ohne jegliche Konsequenzen herausnehmen können, vermischt sich mit dem Bild der bindungsorientierten Erziehung.

Die Anhänger der laisser-fairen Erziehung wollten ein extremes Gegenexemplar zur sehr autoritären und gewaltvollen Erziehung der Kriegsgeneration darstellen.

Die Realität sieht anders aus: Bindungsorientierte Erziehung bedeutet nicht, dass es keine Grenzen und Regeln gibt. Kinder brauchen Orientierung und Sicherheit, die durch konsistente Grenzen und Regeln gegeben werden. Der zentrale Punkt hierbei ist das „Wie“: Wie diese Regeln kommuniziert und umgesetzt werden, wie auf Regelbrüche reagiert wird und wie altersgerechte Veränderungen dieser Grenzen besprochen und angepasst werden.

Vorurteil 2: Unendliche Diskussionen

Ein weiteres Vorurteil besagt, dass in der bindungsorientierten Erziehung ständig diskutiert wird. In Wirklichkeit geht es beim bindungsorientierten Erziehungsstil darum, seinen Kindern Dinge zu erklären und auf Augenhöhe zu begegnen, ohne dabei in endlose Diskussionen zu verfallen. Klarheit und Konsequenz sind auch hier wichtig. Kinder brauchen nicht nur Erklärungen, sondern auch die Erfahrung, dass es Dinge gibt, die nicht verhandelbar sind – und das ist ein wichtiger Teil ihrer Autonomieentwicklung.

Diese Erfahrung hat auch Bindungskursteilnehmerin Steffi gemacht. Sie hatte zuvor immer das Gefühl, ihrem Sohn alles haarklein erklären zu müssen. Sie selbst sagt:

“Mein Sohn hat mich früher als nervige Mama wahrgenommen, die den ganzen Tag erklärt und gequatscht hat. Früher dachte ich bindungsorientiert – und ich habe mich viel damit auseinandergesetzt – ist dem Kind auf Augenhöhe alles zu erklären. Ist es auch, aber das ist nur ein Punkt. Das Modul mit der liebevollen Führung war da auch mein Aha-Moment. Mein Kind weiß jetzt viel schneller, wenn etwas nicht geht und wenn ein Nein ein Nein ist. Die Grenzen sind viel klarer definiert und er fühlt sich sicherer und geführter.“

Das ganze Interview mit Steffi und wie sie als alleinerziehende Mutter zu mehr Zufriedenheit und Selbstsicherheit in der Erziehung gefunden hat, kannst du dir hier anhören.

>> Ganzes Interview ansehen

Vorurteil 3: Mangelnde Selbstständigkeit

Manchmal wird argumentiert, dass durch bindungsorientierte Erziehung die Selbstständigkeit des Kindes behindert würde, indem übertrieben auf die Wünsche des Kindes eingegangen wird. Dieses Bild entspricht jedoch nicht der bindungsorientierten Philosophie. Das Ziel ist nicht, Kinder von allen Herausforderungen abzuschirmen. Es geht nicht darum, dem Kind alles aus dem Weg zu räumen, es von jeder Enttäuschung und jeglichen schweren Gefühlen fernzuhalten.
Vielmehr geht es darum – und das ist sehr viel anstrengender und herausfordernder – sie dabei zu unterstützen, autonom und selbstbewusst zu werden. Dazu gehört, kindgerechte Verantwortung zu übernehmen und eigenständig Lösungen zu finden.

Aber auch, das Nein des Kindes zu akzeptieren. Denn Selbständigkeit bedeutet auch, für sich und seine Grenzen einzustehen. Wenn dein Kind also lernt, dass seine Grenzen wahrgenommen und akzeptiert werden, kann es später auch selbstsicher für seine Bedürfnisse und Grenzen einstehen und so eigenständige Entscheidungen treffen.

Vorurteil 4: Keine Vorbereitung auf die „harte“ Realität

Das letzte große Vorurteil, mit dem wir uns heute befassen wollen, ist die Annahme, Kinder würden nicht auf die Herausforderungen des Lebens vorbereitet, weil nicht überall eine bindungsorientierte Umgebung herrscht. Es ist wahr, dass nicht alle Menschen Kinder mit demselben Respekt und Verständnis begegnen, wie es in einer bindungsorientierten Familie der Fall sein mag. Aber bindungsorientierte Erziehung stärkt das Selbstbewusstsein und die Widerstandsfähigkeit von Kindern, so dass sie gestärkt und mit genügend Resilienz ausgestattet sind, um auch mit schwierigeren Situationen umzugehen.

Die bindungsorientierte Erziehung zielt darauf ab, den Kindern ein sicheres Umfeld zu bieten, in dem sie bedingungslose Liebe und Akzeptanz erfahren, sich ausdrücken und ausprobieren können, und damit die Grundlage für ein starkes Selbstbewusstsein legen.

Es ist klar, dass Erziehung ein komplexes Feld mit vielen Nuancen ist. Die Entscheidung, wie man sein Kind erzieht, erfordert Wissen, Verständnis und vor allem Liebe und Geduld. Bindungsorientierte Erziehung ist ein wertvoller Ansatz, der Kinder zu eigenständigen Individuen heranwachsen lässt – vorausgesetzt, er wird richtig verstanden und umgesetzt.

Letztendlich geht es in der Erziehung nicht darum, wer recht hat, sondern darum, was für das Kind und seine Entwicklung am besten ist. Bindungsorientierte Erziehung bietet den besten Weg, der den Kindern hilft, sich sicher, geliebt und verstanden zu fühlen – und das ist eine wunderbare Basis für ein glückliches und erfülltes Leben.

In diesen weiterführenden Artikeln wird auf Studien eingegangen, die belegen, dass die bindungsorientierte Erziehung nur Vorteile für die Entwicklung von Kindern bietet:

Focus online: Was Eltern richtig machen müssen, damit ihr Kind glücklich wird
https://www.focus.de/familie/eltern/familie-heute/der-bindungsschluessel-was-eltern-richtig-machen-muessen-damit-ihr-kind-gluecklich-wird_id_12996013.html

Welt: Was eine strenge Erziehung mit den Gehirnen von Kindern macht
https://www.welt.de/kmpkt/article228968181/Strenge-Erziehung-kann-bei-Kindern-kleinere-Gehirne-bewirken.html

Ich wünsche dir viel Spaß beim Umsetzen.

Deine Katharina

Hör dir meine aktuelle Podcastfolge zu diesem Thema an:

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